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Seattle und Mount Rainier National Park – oder warum es auf dem Land einfach tausendmal schöner ist.

Nachdem wir schweren Herzens Abschied von Vancouver Island genommen haben, fuhren wir für ein paar Tage nach Seattle. Von dort würde unser Flieger nach Island gehen – der letzte Stop, bevor es uns nach fast elf Monaten nach Hause verschlägt…

Seattle trägt eigentlich den Spitznamen Rainy City. Allerdings sind die Sommermonate mit ziemlicher Sicherheit sehr sonnig. Entsprechend konzentriert sich die Besucherzahl auf eben diese drei Monate. Bereits bei unserer Reiseplanung der erste Schock: Ein Zimmer findet man im Stadtzentrum pro Nacht nicht unter 200 US-Dollar. Und auch bis weit außerhalb sind die Zimmerpreise hoch und die Unterkünfte schnell ausgebucht – nochmal mehr wenn man wie wir am Labor Day-Wochenende unterwegs ist…

Wir buchten uns in ein AirBnB nördlich des Zentrums ein, das strategisch in Laufweite zum Five Guys Burger&Fries (Jans Kriterium) und international House of Pancakes (mein Kriterium) lag. Letztendlich landeten wir an drei Abenden bei Five Guys, aber nur einmal beim iHOP, der in meiner Erinnerung irgendwie leckerer war.

Abschied von Victoria, Vancouver Island
International House of Pancakes

Mit dem Auto theoretisch nur 20 Minuten entfernt, brauchten wir mit dem ‚Express’-Bus bis Downtown eine Stunde… Denn wo Express draufsteht, ist noch lange kein Express drin… Alle 50m hielt der Bus an! Tatsächlich gab es auch eine echte Express-Verbindung, die allerdings nicht so heißt.

Endlich im Stadtzentrum angekommen war es an diesem sonnigen Sonntag vor allem eines: proppenvoll! Wir schauten uns ein paar Sights an: den Farmers-Market, eine Kaugummi-Ist-das-Kunst-oder-kann-das-weg-Installation und die Starbucks-Rösterei, die im Stile von Charlie’s Schokoladenfabrik errichtet wurde. Einen Kaffee aus dem ersten Starbucks der Welt sparten wir uns angesichts der langen Schlange.

Farmers Market in Seattle
Kaugummi-Kunst
Ist das Kunst oder kann das weg?
Kaugummi-Kunst nach meinem Geschmack
Schlange vorm 1. Starbucks der Welt
An manchen Tagen scheint die Schlange noch länger zu sein…
Welcome to Starbucks Wonderland
Kaffee und Kaffee-Cocktail

Irgendwie wussten wir danach nicht mehr viel mit uns in Seattle anzufangen. Ja, man hätte sicherlich noch viele Museen besuchen können. Aber wir hatten ja noch einen zweiten ‘Auftrag’: Uns für unseren letzten Stop ausrüsten. Da wir in Island vorwiegend zelten werden, es dort aber nachts (tagsüber auch) doch etwas kälter wird, brauchten wir allem voran warme Schlafsäcke. Unsere Schlafsäcke hatten wir ja aus Mexiko zurückgeschickt – und sie tatsächlich fünf Monaten lang in Zentral- und Südamerika nicht gebraucht. Zusammen mit unserem Kochtopf, Regenhosen, Handschuhen…

Die größte Herausforderung war tatsächlich Handschuhe zu kaufen. Die Herbst-/Winterware war noch nicht in den Geschäften eingetroffen. Nachdem wir alle US-Geschäfte abgeklappert hatten, lag meine letzte Hoffnung im guten alten H&M. Und ich wurde nicht enttäuscht!

Für den nächsten Tag hatten wir uns einen Mietwagen genommen um in den Mount Rainier National Park zu fahren. Mount Rainier hatte uns schon bei der Ankunft in Seattle beeindruckend aus der Ferne entgegen gestrahlt. Auch wenn wir erst dachten, dass die Zeit bei drei Tagen in Seattle etwas knapp für einen Ausflug in den Nationalpark sei: Es war die beste Entscheidung, die wir treffen konnten.

Wir suchten uns den Summerland-Trail aus, denn wie schrieb der konsultierte Blog so schön: If you can only do one summer full-day hike in Washington, the hike to Summerland in Mt. Rainier National Park is your best bet. Das ist natürlich kein Geheimtipp und daher ist der kleine Parkplatz für gewöhnlich berstend voll. Dass unser Wandertag genau auf den Feiertag Laborday fiel, macht die Sache nicht unbedingt besser.

Um unsere Best Bet nicht zu gefährden, starteten wir um 5 Uhr morgens den Motor für die immerhin zweistündige Fahrt zum Trailhead. Wir waren die letzten Wochen so schönes Wetter gewohnt, dass wir automatisch für diese Wanderung zu T-Shirt und kurzer Hose griffen. Also ich hätte theoretisch zu kurzer Hose gegriffen. Meine war mir aber auf unserer letzten Radtour irgendwie abhanden gekommen. Ein bisschen Schwund ist auf so einer langen Reise eben immer.

Am Parkplatz angekommen war es ganz schön kalt! Immerhin waren wir hier auf 1100m und hatten einen Aufstieg auf gut 2000m bis zum schneebedeckten Panhandle Gap vor uns. Wir witzelten, dass wir bestimmt völlig unterausgerüstet für die Wanderung sind. So wie die Leute, die in Flipflops den Gran Canyon runter marschieren.

Schnell warfen wir uns noch jeder einen Pulli über und starteten den Trail. Und nach etwa fünfzehn Minuten verwarfen wir ganz schnell die Befürchtung zu leicht bekleidet zu sein. War das warm! Und das schon um 8 Uhr morgens!

Der Weg selbst war bereits unbeschreiblich schön. Und da ich seine Schönheit nicht beschreiben kann, hoffe ich, dass die Bilder ihr Übriges tun. Wohlgemerkt sind das alles Handybilder, da ich einen Laptop bräuchte um an meine Kameraaufnahmen zu kommen.

Was für ein Start in den Tag!
Views views views!
Beste Brücke!

Als der Weg sich dann aber in einer Wildblumenwiese lichtete und den Blick auf den schneebedeckten Mount Rainier freigab… Was soll ich sagen. Es war einer der schönsten Anblicke meines Lebens. Vor allem hatten wir mit blauem, wolkenlosem Himmel alles, was wir uns nur hätten wünschen können.

An dem kleinen Menschen unten rechts erkennt man, dass es sich hier nicht um ein Gemälde handelt.
Mount Rainier nochmal von etwas weiter links…
… und noch ein bisschen weiter…
…kurz ein anderer Blickwinkel…
…und wieder Mount Rainier! Keine Sorge – ein paar mehr haben wir noch!
Gletscherwasser ist einfach das beste!
Abschied von Mount Rainier?
Noch einmal kurz umgedreht.

Der eigentliche Summerland-Trail ist an dieser Stelle zu Ende (also nachdem man ihn bis unten zurück gelaufen ist), aber man kann noch 2km weiter zum Panhandle Gap laufen, einem Sattel zwischen zwei Gletscherflussquellen. Es ist echt Wahnsinn wie sich die grüne Wiesenlandschaft innerhalb von fünf Minuten Wanderung in karge Felsen und Schneefelder ändert. Als wir den Aufstieg auf den Panhandle Gap gemeistert hatten, verschlug es uns erneut die Sprache. Was für ein Blick von dort oben auf Mount Rainier!

Und plötzlich ist die Vegetation weg!
Wunderschöner Gletscherfluss
Naturschönheit
Der Schnee nimmt Überhand!
Wahnsinn – selbst hier wachsen noch Wildblumen!
Fast geschafft!
Was für ein Ausblick!

Fazit: Ich habe noch nie eine so schöne Wanderung gemacht wie diese. Ich weiß nicht, an welchem Tag in meinem Leben ich so häufig “Ist das schön!” gesagt habe.

Nach so einem perfekten Tag will man vor allem eins nicht: wieder zurück in eine laute und volle Stadt. In Seattle laufen zudem erschreckend viele verwahrloste Gestalten rum…

Als wir am nächsten Morgen aus dem Fenster schauten, lag der Himmel grau und schwer über der Stadt und auf unserem Mietwagen ein regelrechter Aschefilm. Neue Waldbrände waren ausgebrochen und der Wind hatte den Rauch über Seattle getragen. Es ist wirklich unfassbar, dass wir für unsere Wanderung nur einen einzigen Tag zuvor noch so perfekte Bedingungen hatten…

Wir konnten uns nicht mehr zu weiterem Sightseeing in Seattle aufraffen, zumindest aber noch zu einem Baseball-Spiel der Seattle Mariners. Erkenntnis: Die Baseball-Regeln unterscheiden sich von Brennball.Und Erkenntnis Nummer 2: Ganz nett mal dabei gewesen zu sein. Muss man jetzt aber auch nicht.

Baseball-Stadion der Seattle Mariners

War doch Seattle selbst kein Highlight, hat unser Ausflug in den Mount Rainier National Park nochmal mehr unsere Vorfreude auf unser nächstes (und letztes) Ziel geschürt: Island!

4 Kommentare

  1. Hach, wie toll! Die USA sind schon ein feines Land! Und, beim nächste Besuch in Seattle schaffe ich es vielleicht auch auf den Mt. Rainier. 😉

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